Seit über 10 Jahren ist unsere Kirchengemeinde auch in der St.Thomas Chapel zu Hause. Wir feiern hier Gottesdienste; Gemeindegruppen und Gastgruppen treffen sich in den wohnlichen Räumen. Kinder, Jugendliche, die Chaplains, die russlanddeutsche Gemeinde und andere bringen viel buntes Leben in dieses Gotteshaus mit besonderer Atmosphäre.
Die Räume der Chapel werden auch vermietet!
Bei Anfragen bitte an das Pfarramt wenden.
Achten sie bitte darauf, dass wir vor allem sozialen Trägern und im Stadtteil engagierten Menschen die Chapel zur Verfügung stellen wollen. Bei Anfragen von privaten Personen oder Trägern prüfen wir erst, ob die Veranstaltung in das „Erscheinungsbild“ der Chapel passt.
Sehen sie bitte davon ab, die Chapel für Geburtstagsfeiern oder sonstige private Feierlichkeiten buchen zu wollen.
Hier finden Sie die aktuelle Gebührenordnung der Chapel.
Zur Geschichte der Chapel
Nachdem die Amerikaner in den Besatzungsjahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges in rücksichtsloser Art und Weise Privatwohnungen beschlagnahmt hatten, setzten ab 1951 Wohnungsbauprogramme für die Soldatenfamilien ein. Zwischen 1953 und 1957 entstanden im Augsburger Westen vier ”Housing Areas”, u.a. Cramerton und Centerville.
In den 1960er Jahren lebten insgesamt bis zu 30.000 Amerikaner in Augsburg; 1991 waren es noch rund 16.000. Sie bildeten einen abgeschotteten Siedlungskomplex mit eigenständiger Infrastruktur und amerikanischem Ambiente. Augsburgs ”Little America” schloss Schulen, Kindergärten, Sportanlagen, Clubs, Einkaufsläden, Tankstellen und Kirchengebäude ein. Eine Kapelle mit 354 Sitzplätzen, die von allen vertretenen Religionsgemeinschaften zu nutzen war, wurde im Juli 1954 errichtet. Sie wurde, wie die Wohnungen, nach typisierten Grundrissen errichtet.
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1998 hatten die amerikanischen Soldaten und ihre Familien Augsburg verlassen. Die vormals belebten Viertel standen leer. Für die Straßenzüge südlich der Ackermannstraße stellte sich die Situation im Oktober 1999 in etwa wie folgt dar: Es gab 1674 leerstehende Wohnungen die in Sozial- und Eigentumswohnungen umgewandelt werden sollten. Die neuen multinationalen Mieter fanden keine Infrastruktur vor. Der Stadtteil wurde als soziales Pulverfass mit steigender Gewaltbereitschaft, Nationalitätenkonflikten, Bandenbildungen und Sprachbarrieren wahrgenommen. Ein „Netzwerk Bürgerarbeit“ mit einem Büro zur Koordination verschiedenster Angebote wollte dem entgegenwirken. Viele Gruppierungen, auch die Kirchen, standen bereit, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Die Chapel bot hierfür eine Vielzahl an Möglichkeiten.
Neben den evangelischen Gemeinden St.Thomas, St.Paul und Friedenskirche, die ein gemeinsames Konzept zur Nutzung der Chapel erarbeiteten, waren auch die römisch-katholische Gemeinde St.Thaddäus sowie diverse Freikirchen und Sekten an einer Gebäudenutzung interessiert.
Im Jahr 2000 gab es in der Chapel schließlich Gruppen, die sich regelmäßig trafen, wie zum Beispiel Mutter-Kindgruppen und das Angebot einer Hausaufgabenbetreuung. Den Gottesdienst am 24.12.2000 besuchten ca. 60 Menschen. Mit dem Jahresbeginn 2001 sollte es regelmäßige Gottesdienste an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat geben.
Bis 2003 wurde die Chapel renoviert und umgebaut und war seither ein Bestandteil der sogenannten Evangelischen Meile in der Hooverstraße. Die Gemeinde St.Thomas übernahm in den folgenden Jahren die ehemals amerikanische Kirche.
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Am 30. März 2003 wurde die Chapel eingeweiht – als Teil der St.Thomas Gemeinde ebenso wie als Teil der „Evangelischen Meile“ Hooverstraße.
Interview von Claudia Böhme mit Diakon Wolfgang Meyer
Am 1. September 2000 trat Diakon Wolfgang Meyer seine Stelle in Augsburg an. Seine Aufgabe bestand darin, in den folgenden fünf Jahren in den damals neu entstehenden Wohngebieten südlich der Bürgermeister-Ackermann-Straße Angebote jeglicher Art zu entwickeln und zu koordinieren.
Ich habe Menschen getroffen, die sich auf viel Neues einließen und bereit waren sich in die multi-kulturelle Gemeinschaft einzubringen. Ich habe allerdings auch Menschen getroffen, die Angst hatten, ihre heimatlichen Traditionen zu verlieren. Bei allen war jedoch spürbar, dass sie friedliche Heimat und Geborgenheit suchten.
Die erste Aufgabe war, MitarbeiterInnen in bereits bestehenden Projekten zu unterstützen und die Arbeit zu intensivieren. Die räumlichen Möglichkeiten waren damals sehr begrenzt. Wir hatten nur den Pavillon (heute „Lechbäck“-Filiale) zur Verfügung. Wir haben Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe und Starthilfen für Aussiedler und Neuankömmlinge angeboten. Ein Schwerpunkt waren Gottesdienste in allen erdenklichen Formen.
Der Gottesdienst an Heilig Abend im Jahr 2000. Wir feierten in der Ruine der Chapel, auf Bierbänken, ohne Heizung und ohne Strom, nur mit Kerzen für die Gottesdienstbesucher und am Weihnachtsbaum. Eine sehr schöne und gute Erinnerung habe ich auch an den Baustellengottesdienst im Jahr 2002. Mitten auf der Baustelle und mit viel Gerüst umgeben hielten wir einen Familiengottesdienst mit starker Aussagekraft und Emotionen, das entstehende Begegnungszentrum Chapel im Blick. Ich denke mit Freuden zurück an die Gründung der Chaplains, die auch heute unter professioneller Leitung engagiert und mit Liebe zur Musik die Menschen erfreuen. Oder an den Großpolder Chor, der eine Bleibe für Proben, Gottesdienste und Aufführung suchte. Das Leuchtersingen war immer ein Erlebnis, obwohl wir manchmal nicht wussten, ob wir die über 200 Leute in der Chapel unterbringen würden.
Die Kontakte sind leider weniger geworden, was sich durch die Arbeit meiner Frau und durch meine Arbeitsstelle außerhalb von Augsburg ergibt. Wenn es sich ergibt, besuchen wir Gottesdienste, Gemeindefeste und Aufführungen der Chaplains.
Interview: <cb>