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Das KalenderBlatt 30. Juni 2020

Die  biblische Losung für heute, Dienstag, 30. Juni 2020:

Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz.
Psalm 27,8

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten
in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
Philipper 4,6

Manchen Menschen sind biblische Texte wie eine Begegnung mit einer fremden fernen Welt. Es lohnt sich aber, sich auf diese alten Worte, Erzählungen, Bilder einzulassen. Ich verweile gern an Versen, denen ich unwillkürlich abspüre, dass sie mich an irgendetwas erinnern … so das Spiel mit dem Wort „Antlitz“.

Wieder einmal ein fast vergessener Begriff unseres Lebens. Gesicht, Fratze, Maske kennen wir, aber Antlitz? In der Benennung deutet sich an, dass es nicht nur um die äußere Schale geht; hinter dem Gesicht ist etwas verborgen, das sich lohnt zu entdecken.

Allerdings ist uns genau das so ungewohnt. Ein Clown bemalt sich Wangen, Augen, Stirn, um eine lustige, anrührende Figur spielen zu können. Eine junge Frau versucht mit allen Künsten der Kosmetik, einen wunderschönen anregenden Reiz auszustrahlen. Mit großer Sorgfalt ist manche Müdigkeit aus den Falten eines Gesichtes verschwunden. Wir sind gut darin trainiert, das äußerlich vorgetragene Gesicht zu beobachten … und vergessen allzu schnell, dass dahinter ein Mensch pulsiert.

Und doch erkennen wir am Gesicht manchen unverhohlenen Hochmut; der Abgearbeitete bekommt die Erschöpfung nicht in den Griff; die Schminke vermag den Gram, den blauen Fleck nicht zu verbergen. Hinter dem Gesicht kommt der andere Mensch zum Vorschein.

Ein Antlitz ist ein Gesicht genau an diesem Übergang: es erlaubt mir, in ihm zu lesen! Es braucht keine Show, kein Sich-abschotten. Ein ruhiger Augenblick lässt „tief blicken“, ein Mundwinkel erzählt von Gemütsbewegungen, bebende Nasenflügel zeugen von erregtem Herzen, gerötete Wangen „verraten“ Betroffenheit.

Gott erlaubt uns, ihm „ins Antlitz zu schauen“; er macht kein Geheimnis aus seinem liebevollen Empfinden zu uns, seinen Geschöpfen. Gott braucht keine Show. Er weiß, dass Nähe und Miteinander die Erlaubnis benötigen, einander entdecken, kennenlernen zu dürfen. Wo Menschen sich ins Antlitz schauen lassen, machen sie auch ihr Herz auf, erzählen von ihren Hoffnungen, entwickeln mit uns ein liebenswertes Leben.

In den letzten Monaten haben wir (teils) begeistert  die angenehme Arbeit mit den digitalen Möglichkeiten der Technik erlebt. Zugleich haben wir fast körperlich empfunden: den menschlichen Austausch von Angesicht zu Angesicht ersetzt die Technik nicht! „Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz!“ … und das des Mitmenschen.

Gottes begleitenden Segen wünscht Ihr Pfr. Dietrich Tiggemann … bis morgen …

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